Herausgegeben von der Ortsgruppe Bad Münder des Heimatbundes Niedersachsen e.V.
Der 87jährige Friedrich Siegmann schrieb diese Chronik im Jahre 1992 aus dem Gedächtnis nieder. In zahlreichen Gesprächen mit dem Redakteur erhielten die Aufzeichnungen 1994 ihre endgültige Form...
Teil 4: Wasserversorgung
Wasser war überall knapp, vor allem aber im Unterdorf. Dort gab es keine Brunnen. 1845 gründete man deshalb hier eine Wassergenossenschaft, deren Protokollbuch heute noch existiert. Das Wasser sprudelte aus zwei Quellen, von denen eine hinter Krumfuß' Scheune (Im Winkel) und eine unter Beckmanns Schmiede lag. Das Wasser floß in Holzrohren in das Unterdorf und sammelte sich an einigen Stellen in Bassins. Dort entnahmen es die Anwohner. In den Häusern standen anfangs Handpumpen, später elektrische Pumpen. Der Verlauf des Wasserversorgungssystems soll im folgenden beschrieben werden. Das Wasser floß in einem Holzrohr zunächst bis Temps Hof. Dort wurde es durch ein Rohr mit Wasserhahn hochgezogen. Es staute sich. Hier entnahmen Lambach und Temps ihr Wasser. Vor Lambachs Haus stand eine große Pumpe mit einem Hochbehälter. Von dort aus floß das Wasser in die Stallungen, in das Haus und zum Schmied, der in seinem Keller einen Hahn hatte. Gegenüber befand sich eine öffentliche Wasserentnahmestelle mit einem Hahn, in der sich das kühle Naß staute. Schröder entnahm hier sein Wasser. Die Leitung führte dann oberhalb der Pfarrstelle zur Gartenecke in ein Bassin.
Auf seinem Rand stand eine Pumpe. Hier entnahm Wente sein Wasser. Eine Leitung ging bis zum Ende von Berghahns Garten und mündete dort in ein großes Bassin. Es erfüllte eine zentrale Aufgabe: Hier pumpten die Bewohner des Bergwegs und der Kreisstraße, sowie der Gastwirt und der Stellmacher ihr Wasser ab. Außerdem schloß die Feuerwehr im Bedarfsfall hier ihre Pumpe an. Durch Bussens Bassin ging die Leitung oben durch. Sie war so angebohrt, daß nur dann Wasser ins Becken laufen konnte, wenn sie voll war. Die Leitung teilte sich bei der Schule. Ein Strang lief zur Pfarrstelle. Dort befand sich ein öffentlicher Posten. Der andere erreichte eine öffentliche Entnahmestelle bei Warnecke und Siegmann. Hinter Krumfuß' Scheune lagen zwei Teiche für die Feuerwehr. Sie konnten abgelassen werden, wenn es im Unterdorfe brannte. Unter dem Bach bei Schmied Dünte fing ein Becken das Wasser wieder auf. Ein Teich lag bei der Luther-Eiche. Dort befand sich auch das Spritzenhaus.
Heute entnimmt die Feuerwehr das Wasser aus Hydranten der Hastra. 1963 übergab die Genossenschaft die Wasserversorgung der Gemeinde, die sie bald danach der Hastra übertrug. Seither sind alle Haushalte Nettelredes an eine zentrale Wasserversorgung angeschlossen.
Für die Entsorgung des Schmutzwassers sorgte von 1961 bis 1988 eine Kläranlage. Seit dem 11.11.1988 fließt das Abwasser zum Klärwerk im Ortsteil Bad Münder.